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Während wir aufwachsen, werden wir auf harte Fakten für die Lebenserfolgsmessung geeicht: Gute Noten schreiben, ein angesehenes Hobby pflegen, möglichst gut bezahlter Job, Beziehung, Heirat, Haus, Kinder. Performance sichert die Stellung im sozialen Gefüge. Wer einen erfolgreichen Avatar sein eigen nennt, hat Zugang zu Ressourcen und Menschen. Der muss keine Angst haben, vom sozialen Rand unserer Gesellschaft zu fallen.
Klingt wie ein plakativer Einstieg in einen Artikel, der so oder so ähnlich schon hundertfach im Netz kursiert. Braucht es noch einen? Wissen wir nicht alle schon, dass Selbstwert und Anerkennung von außen nicht käuflich sind? Machen wir jetzt Übungen zu "Was will ich wirklich im Leben?"?
Hätte man mich Ende 20 gefragt, ob mir wichtig ist, was andere über meine vermeintlichen Lebenserfolge denken; ich hätte gesagt: Nein! Ich lebe schließlich nur einmal und bin ja ein Individuum und nicht vergleichbar. Wer mich mag, soll mich gefälligst um meiner selbst willen mögen und nicht für das, was ich darstelle. So habe ich's geübt zu denken und zu fühlen während meiner rebellischen 20er.
Und dann wurde ich 30 und zu meiner Überraschung drängt sich die Frage aller Fragen in mein Bewusstsein: Was hast du erreicht?
Anders als angenommen war ich nicht aufgeklärt und rebellisch, die Zeit für die Erfolgsmessung war bis dato einfach nur noch nicht reif gewesen. Mit Mitte/Ende 20 war ich schließlich noch jung und alles war möglich, meine Zukunft offen.
Doch mit 30 ist alles anders. Ab 30 ist unser Sein in Stein gemeißelt und wer bis dahin nichts geschafft hat, der wird nie etwas schaffen. Und "etwas zu schaffen" ist schließlich das, worum es hier geht auf Erden. Das haben wir von Kindesbeinen an gelernt. Wer etwas geschafft hat, der braucht keine Angst vor Ablehnung mehr zu haben, ja, der darf mitmachen, dazugehören, wie schön ist das denn?
Also, 30-Jahre-alt-Nathalie, wie sieht's aus? Keine Beziehung, beruflich weiß keiner so recht, was ich mache, nicht mal ich selbst, Hobbys keine, finanziell immer etwas prekär, psychisch nach wie vor ganz schön zu tun. Ganz klarer Fall von Totalversagen.
Und du? Vielleicht bist du ganz anders. Du schießt schneller als dein eigener Schatten. Toll, wie viel Geld du verdienst und deine Kolleg:innen sind neidisch auf deine Leistungsfähigkeit - natürlich neben der glücklichen Familie, dem Sport, dem Haus und deinem nerdigen Hobby, was dich so liebenswert macht.
Vielleicht bist du auch irgendwo zwischen mir und Lucky Luke. Es ist völlig egal, wir drei sind jetzt hier und erleben unsere vielleicht erste echte Sinnkrise mit 30.
Dass es jede:n treffen kann, sagt uns erst mal vor allem eines: Die komplette Ausstattung dieser Persona, die du seit Jahren aufbaust, ist entgegen aller Mahnungen unserer Kindheit kein Garant dafür, dass es uns gut gehen wird, wir uns eingebunden und zugehörig fühlen werden.
Denn ganz ehrlich: Wen interessiert's eigentlich? Wer denkt denn wirklich: Ach, der XY hat immer gute Noten geschrieben und ehrenamtlich engagiert war er auch. Jetzt hat er ein Haus und einen tollen Job. Welch liebenswerter Mann, welch Geschenk an die Menschheit.
Vielleicht beneiden wir diesen Mann. Vielleicht schreiben wir ihm Fleiß und Disziplin zu. Aber sehen wir ihn, schätzen wir ihn? Fühlt er sich uns nah, fühlen wir uns ihm nah? DESWEGEN?
Falls wir ihm nah wären, wären wir das nicht eher, weil wir mit ihm schwingen, wir uns mit ihm verstehen, wir uns in seiner Gegenwart wohl fühlen?
Ja, dann könnten wir diesem Mann alles nehmen, seine Zeugnisse, seinen Job, sein Haus, und wir wären ihm immer noch nah und würden ihn eine Weile bei uns wohnen lassen.
Wie eine Figur aus "Die Sims" (wer das Spiel kennt...) leveln wir von klein auf unsere Persona auf mit Gegenständen, Fähigkeiten, Abschlüssen und Meilensteinen. Wir haben gelernt, dass es das ist, was wir tun sollen mit unserem Leben. Dann wird es irgendwann gut. Versprochen!
Doch egal wie viel Zeit und Energie wir in diese Ausstattung wir investieren - wir spüren irgendwann, dass wir nicht bekommen, was uns versprochen wurde und wir so dringend brauchen: Zugehörigkeit, Verbundenheit.
Und das ist es, was uns mit 30 in die Krise führt. Egal, was wir erreicht haben oder nicht erreicht haben. Wir wollen verdammt noch mal dazugehören. Wir wollen wissen und mit jeder Faser spüren, dass wir ein Teil sind von allem. Dass wir verbunden sind mit uns und der Welt.
Wie entsteht ein Gefühl von Verbindung?
Schritt 1: Indem wir das, womit wir uns verbinden wollen, sehen. Schritt 2: Indem wir das, womit wir uns verbinden wollen, anerkennen. Schritt 3: Indem wir das, womit wir uns verbinden wollen, schätzen.
Die Lebenskrise mit 30 entsteht aus einem Mangel an Verbindung oder besser gesagt: Aus der Sehnsucht nach Verbindung. Etwas in uns, so verschüttet es auch sein mag, spürt genau, dass wir nicht auf Erden sind, um uns bis zu unserem Todestag aufzuleveln und doch nichts zu gewinnen. Und die Krise unserer 30er Jahre läutet den Wandel ein. Während wir noch denken, jetzt ist alles ganz schrecklich, weil sich nichts mehr passend anfühlt, sind wir eigentlich schon bei Schritt 1:
Es zieht uns dahin, genau, wirklich ganz genau auf unser Leben zu blicken: Was mache ich hier eigentlich? Warum mache ich das?
In meinem konkreten Fall hieß das zu sehen: Ich scheitere immer wieder an Beziehungen und an der Beziehung zu mir selbst. Ich fühle mich oft unglücklich und ängstlich. Ich weiß nicht, wie es besser werden kann. Ich bemühe mich sehr und lande, gefühlt, doch immer wieder an der selben Stelle. Ich schämte mich, ich fühlte mich zerrissen, ich lehnte mich selbst massiv ab.
Und: Ich wehrte mich dagegen. Ich wehrte mich dagegen bis in den absoluten Tiefpunkt meines Lebens hinein. Erst dort konnte bei mir Veränderung stattfinden. Vielleicht brauchst du ihn auch um von Schritt 1 (sehen) zu Schritt 2 (anerkennen) zu kommen. Vielleicht auch nicht.
Schritt 1 - sehen dessen, was ist - in Schritt 2 sind sich ähnlich, aber nicht gleich. Während wir uns in Schritt 1, so wie ich, noch gegen das, was wir sehen, aufbäumen (können), bedeutet Schritt 2, dass wir beginnen "Ja" zu sagen. Und das meine ich nicht auf eine "Sei dankbar für das, was du hast"-Weise. In diesem Schritt braucht es nicht, dass wir sehen, wie wundervoll doch unser Leben ist, so unperfekt es auch sein mag. Wir dürfen "Ja" zur krisenhaftigkeit der aktuellen Lebensphase sagen.
"Ja" zur Angst, "Ja" zur Zerrissenheit, "Ja" zu den Selbstwertzweifeln", "Ja" zur Scham. Warum noch mal sollten wir das tun? Weil unsere Krise mit 30 eigentlich eine Krise der Sehnsucht nach Verbundenheit ist. Wir wollen uns uns selbst nah fühlen und dann der Welt nah fühlen. Das geht meiner Meinung nach nur über das, was JETZT DA ist. Und wenn das, was ist, Scham ist, Zerrissenheit ist, Selbstzweifel ist, dann dürfen wir uns darüber mit uns verbinden.
Verbindung ist das Gegenteil von Ablehnung. Solang ich die Gefühle der Scham, Angst, usw. in mir ablehne, bin ich nicht verbunden. Es braucht das "Ja".
Nun ist das immer so leicht empfohlen: Sag "Ja" zu dir. Keiner erzählt einem, wie das geht. Schon gar nicht, wenn ich "Ja" sagen soll zu Themen, die so leidvoll für mich sind. Ich brauchte dazu, wie bereits erwähnt, erst einen echten Tiefpunkt in meinem Leben. Was während dessen passiert ist: Ich konnte nicht mehr anders, als akzeptieren, anerkennen, dass alles ist, wie es ist. Und ich erforschte meine Gefühle. Im Gegensatz zu Schritt 1, wo ich nur sehe und nicht anerkenne, habe ich in Schritt 2 die Krise akzeptiert und wollte nun herausfinden, worum es eigentlich geht. Was genau ist Thema meiner Gefühle und Gedanken? Konkret sah das unter anderem so aus:
Das ist Schritt 2. Ich erkenne an, was da ist, indem ich ihm Raum biete. Und ganz ohne aktives Zutun gleiten wir von da aus zu Schritt 3: Schätzen, was da ist.
Sobald wir beginnen, unsere Realität und uns selbst immer unverfälschter anzunehmen, verändert sich etwas Wesentliches in uns. Unser innerstes Wesen verlässt Stück für Stück die Deckung. Wir kommen in Kontakt mit unseren authentischen Bedürfnisse und Grenzen. Das können wir jetzt, weil wir eine neue Haltung zu uns selbst kultivieren. Die, des "Ja"-Sagens. Und so rücken wir immer mehr ab von dem Automatismus, uns selbst als endloses Projekt zu behandeln, an dem rumkorrigiert und verändert werden muss. Wir bauen eine Verbindung auf zu dem Menschen, der wir im Kern sind - abseits von Erwartungen und Urteilen, die wir mit der Muttermilch aufgesogen haben. Es entsteht ein echtes Mitgefühl, eine echte Verbindung zu uns selbst. Wir behandeln uns selbst mit wachsender Wertschätzung. Wir schätzen, was ist und fühlen eine echte Verbindung.
Und so entwachsen wir schließlich unserer Sinnkrise der 30er mit einer Entwicklung, deren Ausmaße wir uns nicht hätten träumen lassen, als wir ganz am Anfang standen.
Die Lebenskrise mit 30 ist nicht nur eine einfache Phase des Zweifels oder der Verunsicherung. Sie ist eine Krise, die uns zur tiefgreifenden Selbstbetrachtung und -akzeptanz auffordert. Sie läutet den Prozess des Sehens, Anerkennens und Schätzens ein. Ein transformtiver Prozess, an dessen Ende wir als bewussterer, authentischerer, mit sich selbst verbundenerer Mensch hervorgehen.
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Jahrelang erlebte ich eine tiefe Krise nach der nächsten. Meine Gefühle schienen außer Kontrolle. Jobs, Beziehungen, Lebenspläne - immer wieder in Scherben.
Obwohl ich gute Hilfe bekam, hilfreiche Methoden lernte und viele Erkenntnisse hatte. Im Kern blieb ich unverstanden.
15 Jahre und einige Therapien, viele Bücher, Versuche, Gespräche und Reflexionen später habe ich entdeckt, worum es bei mir wirklich geht. Und was mir nachhaltig hilft.
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